DLRG zieht Bilanz zum Seehasenfest 2004: 12 Lebensrettungen
Pressemitteilung des DLRG-Bezirkes
Der starke Sturm während des Seehasenfestes in der Nacht auf Sonntag forderte auch die ehrenamtlichen Helfer des Bezirks Bodenseekreis der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) heraus: Innerhalb einer Stunde wurden Sie zu 5 Einsätzen gerufen und konnten zwölf Wassersportler von manövrierunfähigen bzw. sinkenden Yachten retten. Bei den bis zum Sonntag Mittag andauernden Hilfeleistungen wurden die Grenzen der technischen Ausrüstung jedoch deutlich sichtbar, denn von 9 stationierten Rettungsbooten des DLRG-Bezirks sind nun nur noch 4 einsatzbereit.
Eigentlich hatten sich die 15 freiwilligen Rettungsschwimmer, Bootsführer, Rettungstaucher und Sanitäter mit ihren drei DLRG-Rettungsbooten auf ein ruhiges Seehasenfest bei gutem Wetter gefreut. Die "schwarze Wand" über der Schweiz ließ laut DLRG-Einsatzleiter Carsten Mücke aber bereits am frühen Abend erahnen, dass es noch zu schlechtem Wetter kommen würde und die Wassersportler gut beraten seien, die Häfen aufzusuchen.
Das Rettungsboot "Kippenhorn" der DLRG-Ortsgruppe Immenstaad befand sich noch auf der Anfahrt nach Friedrichshafen, als gegen 21:15 Uhr der Sturm mit bis zu 11 Beaufort auf die Region und somit das Seehasenfest hereinbrach.
Während sich die Festbesucher an Land in Parkhäusern, Unterführungen oder auch im Stadt- und Hafenbahnhof in Sicherheit bringen konnten, misslang dies mehreren Freizeitkapitänen: Bereits um 21:23 Uhr erreichten die ersten Einsatzmeldungen die DLRG über die integrierte Rettungsleitstelle des Bodenseekreises. Das vor Ort befindliche Rettungsboot Langenargen wurde zu einem manövrierunfähigen Schiff vor dem Eriskircher Ried gerufen und schleppte dies in den BSB-Hafen, während nur 10 Minuten später das Immenstaader Schwesterboot "Kippenhorn" zu einem Einsatz vor Kressbronn gerufen wurde, die Anfahrt jedoch wieder abbrechen konnte, da der Segler bereits gestrandet und in Sicherheit war. Derweil wurden vor dem Klangschiff in Friedrichshafen Personen im Wasser gemeldet; die Hilfe durch die DLRG war jedoch nicht mehr nötig, da sich die verunglückte Person von selber an Land retten konnte.
Die Rettungsschwimmer der "Kippenhorn" beobachteten schließlich um 22.02 Uhr vor der Rotachmündung einen sogenannten "Rotschuss" von einer sinkenden Motoryacht, deren Besatzung sich auf das Beiboot rettete. Kurz darauf drohte auch dieses zu sinken. Nach Rücksprache mit der ebenfalls vor Ort eintreffenden Wasserschutzpolizei, wurden die sechs Besatzungsmitglieder von der DLRG Immenstaad geborgen und erhielt Erste Hilfe. Die große verunglückte Yacht war indes bereits gesunken und konnte erst am nächsten Tag mit hohem technischem Aufwand von einer Spezialfirma geborgen werden.
Ein weiterer DLRG-Einsatz erfolgte gegen 22.20 Uhr, als 300 Meter vor Fischbach drei Personen von einer festgefahrenen Segelyacht durch die Besatzung des Rettungsbootes "Hugo Eckener" geborgen werden konnten. Die Segelyacht selber konnte an diesem Tag nicht mehr freigeschleppt werden.
Der letzte abendliche und der längste Einsatz für die Rettungsschwimmer erfolgte um 23:15 Uhr als eine im BSB-Hafen leckgeschlagene Segelyacht zu sinken begann. Gemeinsam mit der Feuerwehr gelang es bis nach Mitternacht, das Boot leer zu pumpen und auszuwassern.
Am Seehasenfest-Sonntag wurde mit Rettungsbooten schließlich ein vor der Schlosskirche festgefahrenes Segelboot freigeschleppt und zum Auswassern verbracht.
Die DLRG-Einsatzleiter Carsten Mücke (Friedrichshafen) und Daniel Batzlen (Meersburg) zollten Ihren Kameraden ein dickes Lob, denn Sie hatten sich selber und ihre Boote den Gefahren des Sturmes ausgesetzt und die Einsätze gemeistert. Dabei mussten jedoch bei zwei Rettungsbooten im Laufe des Sonntags mechanische Schäden festgestellt werden, weshalb die letzten zwei einsatzfähigen Rettungsboote der DLRG-Ortsgruppe Friedrichshafen ("Hugo Eckener" und ein motorisiertes Schlauchboot) außer Betrieb genommen werden mussten.
Dem DLRG-Bezirksvorsitzenden Rudi Krafcsik bereiten diese Ausfälle ernsthafte Sorgen, denn im Frühjahr mussten bereits die Rettungsboote "Tross" (Meersburg) sowie die "Fritz Peter" (Friedrichshafen) wegen technischer Mängel in ihrem Winterquartier bleiben und in Uhldingen-Mühlhofen gab es ebenfalls am Wochenende einen Schaden beim Antrieb. Derzeit seien nur zwei wetterfeste Rettungsboote in Langenargen und Immenstaad sowie zwei offene Boote in Meersburg und Sipplingen einsatzbereit. Auch eine Hilfe durch die Kollegen des Bezirks Bodensee-Konstanz sei nicht immer gewährleistet, da auch hier Boote außer Betrieb genommen werden mussten.
Eine Behebung der Mängel und Ersatzbeschaffung von Booten ist derzeit insbesondere aus finanziellen Gründen nicht absehbar, da bislang vom Land Baden-Württemberg über die von der DLRG entsprechend dem Rettungsdienstgesetz gestellten Förderanträge nicht entschieden ist. Eine Finanzierung aus Mitgliedsbeiträgen der DLRG ist nicht realisierbar.
Es ist aufgrund der rund 30 Jahre alten und reparaturanfälligen Einsatzmittel bis zur Entscheidung über die Förderanträge damit zu rechnen, dass weitere Stilllegungen von Rettungsbooten aber auch Straßenfahrzeugen der DLRG erfolgen. Folgen für die Sicherheit von Wassersportlern auf dem Bodensee wären dann nicht auszuschließen, zudem besteht die Gefahr des Verlustes ehrenamtlicher Helfer, so Krafcsik weiter.
Der DLRG-Bezirk Bodenseekreis besteht aus 12 Ortsgruppen, die vor Ort von der Schwimmausbildung über die Rettungsschwimmausbildung bis hin zur Jugendarbeit ein vielfältiges Angebot bieten. Die etwa 4.000 Mitglieder setzen sich zu über 70 % aus Jugendlichen zusammen, die an den Ausbildungen teilnehmen. Etwa 150 Mitglieder, meist der Seeanrainer-Ortsgruppen sind im Wasserrettungsdienst des DLRG-Bezirks tätig und setzen sich in ihrer Freizeit für die Sicherheit von Badenden und Freizeitkapitänen ein.